6. Tag, 16. September 2007
PUENTE LA REINA - ESTELLA
21 km
Gestern Abend lag ich als Erste im Bett und schlief sogleich tief ein, sodass ich nichts mehr von den anderen Mitbewohnern hörte. Es muss so gegen zwei Uhr gewesen sein, als ich erwachte und mich heftige Kopfschmerzen plagten. Das durfte doch nicht wahr sein, jetzt wurde mir auch noch schlecht! Schnell musste ich auf die Toilette rennen und mich übergeben. Die nächsten drei Stunden blieb ich gleich dort, weil mich in regelmässigem Abstand immer wieder eine Übelkeitswelle heimsuchte, und mir nicht besser werden wollte. Endlich, der Morgen kündigte sich langsam an, und eine leichte Besserung trat ein, sodass ich es wagen konnte mich wieder ins Bett zu legen. Ich fühlte mich total kaputt und wartete bis alle gegangen waren.
Ein spanisches Radfahrerpaar, das bemerkt hatte, dass mit mir etwas nicht stimmte, sorgte sich um mich. Das fand ich sehr nett von den Beiden. Der Mann wollte gleich einen Arzt holen. Ich konnte ihn aber noch zurückhalten und ihm erklären, dass es mir schon viel besser gehen würde. Wieder alleine gelassen, raffte ich mich auf um zu duschen und den Rucksack zu packen. An der Bar, wo ein missmutiger Angestellter aufräumte, durfte ich nur noch schnell eine Cola trinken, dann wurde ich hinausgeschmissen.
Mit jedem Schritt, den ich machte, ging es mir besser. Ich verspürte wieder dieses gewisse Pilgergefühl, das einen glücklich macht, wenn man so mit Sack und Pack durch die Welt wandert. Vielleicht lag es daran, dass ich endlich wieder einmal alleine auf der Piste sein konnte, und weil mir der Weg durch die Weinberge des Navarra so gut gefiel.
In der hübschen Kleinstadt Estella angekommen, suchte ich zuerst das Hotel, wo ich schon am Mittag vorsichtshalber telefonisch ein Zimmer reserviert hatte. Dann machte ich einen Spaziergang und steuerte ein „Beizli“ an, um etwas Kleines zu essen. Da sassen wieder Hartmut und Karl-Heinz. Als sie hörten, dass ich in einem Hotel übernachte, fragten sie ob dieses etwa mit "Y" anfange. Ja ich bin im Hotel Yerri. Sie seien auch dort abgestiegen. Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Ich denke da an Roger und André von letztem Jahr. Auch in ihrer Art erinnerten sie mich an meine beiden „Brüder“ aus Lausanne. So höflich und nett, eben noch richtige Kavaliere. Leider war dies die letzte Begegnung – ich traf sie danach nicht mehr.