Auf dem Puerto del Perdon begenete ich diesen Blechkameraden

Die Brücke, die dem Ort seinen Namen gibt: Puente la Reina

Nicht gerade gemütlich: Der Schlafraum der Herberge in Puente la Reina

 

 

5. Tag, 15. September 2007

CIZUR MENOR - PUENTE LA REINA

21 km

Meine Befürchtungen von gestern Abend hatten sich leider bewahrheitet. Dieser Kanadier schnarchte so wahnsinnig laut, dass meine Ohrstöpsel nicht viel brachten. Auch Renate jammerte total genervt, und meinte, dass sie eine solche Nacht nicht ein zweites Mal überstehen würde.

Als Entschädigung erwartete mich ein herrlicher Tag. Entlang schöner Wege wanderte ich hinauf auf den Pass „Puerto del Perdon“, wo sich laut Überlieferung, der Weg der Winde mit dem Weg der Sterne trifft. Einen riesigen Windpark mit sicher fünfzig Windrädern hatte man auf diesen Kreten erbaut. Die Aussicht auf die Weite des Navarra war grandios. Auf der anderen Seite ging es nun sehr steil bergab. Plötzlich, ich war gerade auf gleicher Höhe mit zwei Schwedinnen, stand in einer Lücke, umgeben von Gebüschen, ein Mann. Total nackt. Der stand da wie „Der Mensch“ von Da Vinci. Wir taten als hätten wir in nicht gesehen. Erst ausser Reichweite dieses Exhibitionisten beratschlagten wir, ob wir das melden müssten. Wir beschlossen das ganze zu ignorieren und hofften, dass er wenigstens in das stachelige Gebüsch fallen möge.

Sehr müde kam ich in einer riesigen Herberge, etwas ausserhalb der Stadt an. Es war noch still und leer hier, so konnte ich mir ein Bett aussuchen. Jetzt hatte ich Zeit mich auf der Terrasse zu erholen. Auch den Luxus eines Schwimmbades gab es hier. Ich schaute mich dann noch ein bisschen in Puente la Reina um, das voller Menschen war. Es war Samstag und es fanden offenbar ein paar Hochzeiten statt. Die Spanier veranstalten eine riesige Knallerei zu solchen Anlässen.

Beim Abendessen sass ich ziemlich einsam an einem Tisch mit Pilgern, die sich alle zu kennen schienen. Ich wurde total ignoriert. Darum war ich froh, als sich bald einmal drei Frauen aus den USA zu mir setzten. Sie erzählten mir, dass sie sich diese Reise zum fünfzigsten Geburtstag geschenkt hatten. In drei Wochen müssten sie aber wieder zu Hause sein. Dann sprach mich noch eine ältere Frau an. Katharina aus Dresden. Sie sei im Mai gestartet, durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich bis hierher. Nach dem wunderschönen Frankreich hätte sie Mühe, sich an die Pilgermassen in Spanien zu gewöhnen. Auch ich fühle mich ein bisschen gestresst, ob diesen vielen Mitwanderern. Ich wusste ja, dass es nicht mehr dasselbe sein würde wie letztes Jahr. Ich muss einfach gelassener werden, das ist halt jetzt ein anderer Weg.