3. Tag, 13. September 2007
BURGUETE - LARRASOAÑA
26 km
Mit Françoise, die im selben Haus übernachtete wie ich, frühstückte ich in der Bar gleich nebenan. Ich ass ein frisches, riesengrosses Croissant. So gestärkt machte ich mich auf zur zweiten Etappe. Zufrieden wanderte ich an Kuhherden vorbei. Leichter Nebel schwebte über der Landschaft, die Sonne kurz vor dem Aufgehen.
Ich freute mich an dieser Morgenidylle. Da traf ich auf zwei Spanierinnen und zwei Frauen aus Portugal. Die plapperten so laut und fast ohne Luft zu holen, dass es mit der Morgenidylle schlagartig vorbei war. Leider waren die Frauen nur wenig langsamer als ich, sodass ich fast eine Stunde an deren Unterhaltung teilnehmen musste.
Der Weg erwies sich als ziemlich anstrengend. Ein stetes Auf und Ab. Wieder traf ich Pilger aus aller Welt. Eigentlich, um es positiv zu betrachten, ist dies auch ein Weg der Völkerverständigung. Alle, ob jung oder alt, ob reich oder arm, sind hier auf dem Camino gleich. Es ist ein gemeinsames Erleben. Man verständigt sich so gut es eben geht. Der Umgang miteinander ist freundlich und rücksichtsvoll. Ich denke, dass der Aufenthalt in der Natur und die Anstrengung des Gehens, Aggressionen abbauen.
So gegen drei Uhr Nachmittags kam ich ans Ziel. Da ich noch immer Husten hatte, nahm ich mir ein Einzelzimmer. Kurze Zeit später waren alle Betten belegt. Zum Glück war ich rechtzeitig angekommen.
Später, beim Bier sass ich draussen am Tisch mit einem deutschen Paar und einem Mann aus Bayern. Wir schauten den ankommenden Pilgern zu. Alle waren auf der Suche nach einer Schlafgelegenheit – doch alles schien ausgebucht zu sein. In den Herbergen wurden Matratzen auf den Boden gelegt und auch in meiner Pension wurden die Leute im Untergeschoss zusammengepfercht und mussten dafür genau wie ich fünfzehn Euro bezahlen. Das fand ich nicht mehr lustig.
In der Bar konnte man ein günstiges Pilgermenue essen. Aber da ein solcher Andrang war, wurden die Leute in Schichten eingeteilt. Ich beschloss von meinen Essensresten zu zehren. Vor der Bar bildeten sich schnell Gruppen und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Laut und grell.
Ich war sprachlos, als ich hörte wie viele sich gar nicht richtig auf das Pilgern vorbereitet hatten. Einfach schnell mal auf den Camino gehen. Das deutsche Paar hatte auch schon das Rückflugticket in der Tasche und machte sich jetzt schon Sorgen, ob die Zeit wohl reichen würde. Sie beabsichtigten nach ein paar Tagen der Eingewöhnung, öfters vierzig Kilometer zu bewältigen. Ob dieses ambitiöse Vorhaben gelang, habe ich leider nie erfahren.