Die Schleuse am Canal de Castilla war im 18. Jh. ein Meisterwerk der Baukunst und Transportweg in den Norden.

 

 

Hier ist der Weg kaum zu verfehlen.

 

 

16. Tag, 26. September 2007

BOADILLO DEL CAMINO – CARRION DE LOS CONDES

25 km

Bis gegen vier Uhr morgens schlief ich tief und fest. Dann erwachte ich und konnte nur noch warten bis ich endlich aufstehen durfte. Gegen sechs Uhr hielt ich es in meinem Bett nicht mehr aus. Mit meiner Taschenlampe suchte ich mein Zeug zusammen und schleppte alles nach draussen um mich fertig anzukleiden und zu packen. So früh am Morgen konnte man hier sogar frühstücken, was ich mir nicht entgehen liess. Der Baske aus San Sebastian, er heisst Antonie, kam ganz verschlafen und setzte sich zu mir. Er fand es total blöde, dass die Pilger schon um neun Uhr in den Betten liegen. Dafür machten sie sich morgens in aller Herrgottsfrühe, noch im Dunkeln, auf den Weg. Recht hat er ja.

Dieses Frühaufstehen lohnte sich aber heute besonders. Bei fast vollem Mond wanderte ich einem Kanal entlang. Der Mond spiegelte sich im Wasser. Mit dieser einmaligen Stimmung begann ein zufriedener Wandertag. Ich wanderte bis zum Kloster in Carrion de los Condes. Dort befand sich ein Refugium für Pilger. Im Innenhof stand eine Bank an der Sonne. Ich setzte mich, um mein Tagebuch zu schreiben und die immer noch schmerzenden Beine auszustrecken.

Eine ältere Frau aus Deutschland setzte sich und befahl mir sogleich, ihr zu helfen, die Bank etwas zu rücken. Keine Ahnung warum. Ein Franzose kam und nahm neben mir Platz. Nach ein paar Minuten musste die Bank auf Befehl der Deutschen wieder an einen anderen Platz. Der Franzose half ihr dabei und verzog sich gleich darauf. Ich harrte aus, obwohl es überhaupt nicht mehr gemütlich war. Als ich mich drehte, schnauzte sie mich an. „Hören sie auf so zu rütteln, die Bank fällt ja auseinander“. Jetzt hatte ich genug. Ich sagte, dass sie endlich ihren Mund halten und mich in Ruhe lassen soll. Keifend machte sie schliesslich einen Abgang, und ich konnte die Bank wieder an den ursprünglichen Platz stellen. So ein Theater!

Plötzlich hörte ich hinter mir, „ist das nicht Alice aus dem Wunderland“? Juan war auch hier eingetroffen. Wir gingen zusammen in den Ort, um ein Bier zu trinken. Neben mir sass eine junge Schweizerin. Sie sei die ganze Strecke von Zürich bis hierher gelaufen. Wir hatten einander viel zu erzählen. So bemerkte ich nicht, dass Juan plötzlich weg war. Er hatte ja unser Schweizerdeutsch nicht verstanden.

Als ich auf der Suche nach einem Restaurant war, winkte mir Christine und Antonio aus einer Bar. Ich solle doch mit ihnen zusammen essen. Die sind wirklich super nett. Am Nebentisch sass eine Gruppe junger Pilger aus Mallorca. So verbrachte ich diesen Abend in spanischer Gesellschaft.