33. Tag, 13. Oktober 2007
CÉE – FINISTERRE UND ZURÜCK NACH COMPOSTELA
13 km
Sehr früh wanderte ich, das Meer immer in Sichtweite, meinem letzten Ziel entgegen. Ich wollte gegen Mittag in Finisterre sein und ein bisschen Zeit am Meer verbringen. Die letzten Kilometer waren dann ein absolutes Highlight. Sie führten mich entlang schöner Strände, stets mit Sicht auf Finisterre und das Kap. Ich ging durch den Sand und betrachtete die vielen Muscheln und anderes Getier, das an den Strand gespült worden war. Jetzt während der Ebbe, tummelten sich viele Menschen am Strand. Ausgerüstet mit Plastikeimern suchten sie nach Krabben.
Als ich in den Hafen kam, stand der Bus nach Santiago an der Haltestelle. Kurzentschlossen stieg ich ein und verzichtete auf mein Vorhaben, auch noch das Kap zu besuchen. Und schon war ich auf dem Rückweg. Der Bus fuhr sicher zwei Stunden lang immer der Küste entlang. Ich konnte mich kaum satt sehen an den vielen schönen Stränden und dem Meer. Noch lange sah ich Finisterre, das für die Kelten das Ende der Welt bedeutet hatte.
Am Nachmittag war ich dann wiederum in Compostela. Diesmal ging ich zielbewusst durch die Stadt und direkt ins „Rapido“. Mein Zimmer war noch frei und ich fühlte mich hier schon ganz zu Hause. Schnell zog ich meine Sandalen an und machte einen Rundgang durch die Gassen und zur Kathedrale. Ich hoffte, ein paar bekannte Gesichter zu treffen. Dass es dann so viele sein würden, hätte ich nicht gedacht.
Zuerst sah ich Reinhard und Ingeborg. Wir fielen uns in die Arme. Sie hätten sich Sorgen gemacht, weil sie mich plötzlich nicht mehr gesehen hatten. In einem Café trafen wir auf Katharina und Sven. Wir begrüssten uns stürmisch und gratulierten einander. Ich begegnete dem Venezianer, der traurig war, weil seine Freundin gestern nach Slowenien geflogen sei. Er gehe jetzt noch nach Lourde. Ich sah noch einmal Alfredo und Christine aus Granada. Emotional aufgewühlt fielen sich alle in die Arme. Fast alle, die mir auf dem langen Weg etwas bedeuteten, traf ich hier wieder.
Ingeborg hatte gehört, dass am Abend ein Orchester aus der Schweiz in der Kathedrale spielen würde. Wir beschlossen zusammen hinzugehen. Die Stadt war voller Leute. Ein Gewimmel von Touristen und Pilgern. Santiago ist ja nach Rom und Jerusalem das drittwichtigste Pilgerziel. Am Abend, in der Kathedrale, spielte doch tatsächlich eine Blasmusik aus dem Kanton Freiburg. Und dies an meinem letzten Abend. Als Ingeborg, Reinhard und ich die Kirche verlassen wollten, kamen aus einem Seitengang Pilger daher. Angeführt wurden sie von einem Priester und alle sangen. Wir schlossen uns dem Zug an. Nun wurde speziell für uns Pilger eine Führung durch die Kirche gemacht. Am Schluss setzten wir uns alle auf die Bänke vor der Jakobsfigur und jeder der wollte, konnte einen persönlichen Dank oder ein Wunsch aussprechen. Natürlich zogen wir auch an der Stelle vorbei, an der die Reliquien des heiligen Jakobus aufgebahrt sein sollen. Alles in allem war dies ein sehr schöner und würdiger Abschluss meiner Pilgerreise.
Die "Compostela", der Ablassbrief, gilt als Nachweis den Jakobsweg begangen zu haben.
. . . mit Christine und Alfredo